1984

Eine bewegende Geschichte

Ich erinnere mich:

Am Tag nachdem wir Michaela und ihre Oma zu Grabe begleitet hatten, sollten wir ein abendliches Konzert am Natterer See bestreiten. Wir standen am südlichen Seeufer oberhalb der Brücke, die zum Campingplatz führte. Es wurde schon dunkel und wir zündeten Kerzen an. Dann sangen wir in ergreifender Stimmung das Ave Maria Glöcklein. Ich hätte mir damals nie gedacht, dass sich diese Szene so tief in das Herz einer unserer Zuhörerinnen, dem holländischen Mädchen Wietske, eingebrannt hatte und sie jahrzehntelang beschäftigte.

 

Ave Maria Glöcklein

(EP Der Olympiachor singt zum Feste)

 

 

 

Das Ave Maria Glöcklein für Michaela

Als Lehrer und als Chorleiter kann einem nichts Traurigeres passieren: Man bekommt die Nachricht vom plötzlichen Tod einer Schülerin. So geschehen am 18.Juli 1984. Michaela und ihre Oma kamen bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben.
Ich war ihr Lehrer in der 2.Klasse Volksschule. Ich war ihr Chorleiter beim Olympiachor. Michaela war eine sehr brave, fleißige Schülerin, die ich erst vor wenigen Monaten zur Erstkommunion begleiten durfte. Eine sehr gute Schiläuferin,- sie war schon bei jener Gruppe, mit der ich jede Woche in die Axamer Lizum zum Schifahren ging. Und erst seit ein paar Wochen in unserer Tracht. Sehr zart, sehr anhänglich und trotz ihres jungen Alters schon sehr verlässlich.
Es sollte nicht sein und Gottes Ratschlüsse sind für uns immer unergründlich.
Nun ist es über 20 Jahre her und die kleine Michaela findet noch regelmäßig Platz in meinen Erinnerungen. Wie schwer muss die Zeit erst für Michela's Familie gewesen sein!
Deshalb habe ich auch lange mit mir gekämpft, ob ich diese Seite ins Internet stellen soll.
Ich möchte nicht neuen Schmerz wachrütteln. Ein Brief aus Holland hat mich bestärkt, Michaela einen besonders ehrenvollen Platz in der Olympiachor-Chronik zu geben.
Es ist eine berührende Geschichte, die sich da zwischen unserer Michaela und einem holländischen Mädchen abgespielt haben muss und die zum Nachdenken anregt.
Wenn uns der Herrgott einen lieben Menschen nimmt, dann gibt er uns auch Stützen, die uns Halt geben. Erinnerungen sind solche Stützen.

 

1. Sept.2005 Guten Tag Herr Rampl,

zuerst muss ich sagen, dass mein Deutsch nicht wunderbar ist... meine Name ist Wietske vd. Woude und ich wohne in Holland. In 1984 waren sie und das Olympiachor am Natterer See, eine Camping. Dort haben die Mädchen ein Lied gesungen: "Ave Maria Glöcklein", und dabei hat ein Mädchen gesagt, dass das Lied gesungen wurde für Michaela, ein Mädchen, die gestorben war, wenn ich es mir gut erinnere, mit einem Autounfall. Jetzt bin ich 33 Jahre alt, aber die kleine Michaela bleibt immer in meinen Kopf. Wir haben eine alte Klavier ins Hause und wenn ich anfange mit "Ave Maria", dann sehe ich immer das Bild von damals, wenn ihre Mädchen so geweint hatten um Michaela (und ich auch).
Ich kenne nur die Text nicht, ich weiss noch, dass es angefangen hat mit: "Wenn ich ein Glücklein wär, laut sollte ich .......'. Ich will gar nichts mit meinem Mail, nur dass ich sie wissen lassen wollte, dass ich noch immer an sie und das Olympiachor denke, und Michaela, die ich nie gekannt habe,
21 Jahre später...
Ich hoffe, dass es Ihnen sehr gut geht und wünsche sie alles Gute.
Viele liebe Grüsse von Wietske aus Niederland.

Inzwischen sind mehr als 20 Jahre vergangen und aus dem kleinen holländischen Mädchen wurde eine Mama, die ihrem verständnisvollen Mann und ihren 3 Töchtern immer wieder die Geschichte vom Natterer See erzählen musste.

5.Sept.2005 Guten Tag Herr Rampl,

Vielen Dank für ihre Reaktion, das hat auch mir tief gerührt. Gesternmorgen früh habe ich es gelesen, und wieder musste ich weinen. Meine Töchter stand neben mir und hat gefragt warum Mama aussah wie die Krimmler… ich weiss, dass jeder Mensch etwas zu erzählen hat über seine eigene Kummer und Krankheit ins Leben, aber mein Herz weint wirklich um die Mama von Michaela, um der Onkel, um die ganzen Familie. Ich habe das Gefühl, dass Michaela ein bisschen bei mir ist, in meinem Herz. Dort war sie schon seit 1984 und dort soll sie immer bleiben. Mein Dank an Sie ist dann auch sehr gross für die Foto und dass Sie gesagt haben wie Michaela ist auf die Foto.
Danke für ihr Ave Maria, es ist wirklich sehr schön. Ich habe gestern bei google nach “Rampl Walter Axams” gesucht und habe selbst ihren Hund gefunden! Und viel Fotos von das Olympiachor. Und ein Foto von Sie…auch 21 Jahre älter… :o) Auf meine Foto sehen Sie meine Familie, mein Mann Theo und unsere drei Töchter Aniëlle (11), Elisa (8) und Marlinde (5) und ich.
Ich habe eine sehr schöne CD von Jan de Wet aus Súd Afrika, darauf steht Psalm 139. Vielleicht können sie es Michaela’s Mama lesen lassen, wenn die Zeit da ist…
"Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine rechte Hand mich führen und deine Rechte mich halten. Denn du hast mich gebildet im Mutterleibe. Ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin; Wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele."
Ich weiss nicht wenn wir wieder in der Nähe von Axams sind. Aber wenn wir in der Nähe sind, dann rufe ich Sie bestimmt an! Ich wünche Sie und Ihr Frau alles Gute, und für Sie gilt auch: wenn Sie in Holland kommen, dann sollen/dürfen Sie nicht unser Haus vorbei fahren!
Liebe Grüsse (auch an Michaela's Mama) von Wietske vd. Woude.

1. Reihe: Die kleine Michaela bei einem ihrer ersten Auftritte im Musikpavillon von Axams.

Im Sommer 2016 kam Wietske nach Axams, um das Grab von Michaela und ihrer Oma zu besuchen.